Nachfolger gesucht! Gute Vorbereitung ist gefragt

Unternehmensnachfolge: Sein eigener Chef zu sein galt lange Zeit als Wunschvorstellung vieler Menschen. Doch Krisen und die Auswirkungen der Corona-Pandemie bestimmen inzwischen den Unternehmensalltag: Lockdown, Lieferengpässe, steigende Energiepreise, Erhöhung des Mindestlohns usw. machen es den Betriebs-inhabern und Arbeitgebern nicht leicht. Darunter leidet am Ende auch die Unternehmensnachfolge. Die Suche nach möglichen Interessenten wird immer schwieriger.
Ein Schlüssel an einem Band
© Microgen / Adobe Stock
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Denn: Obwohl derzeit viele Unternehmen zur Nachfolge anstehen, möchten immer weniger Personen selbst Unternehmer sein beziehungsweise Unternehmer werden. Dies geht aus einem aktuellen Report des DIHK (Deutscher Industrie- und Handelskammertag e. V.) hervor, für den rund 18.000 Kontakte von IHK-Beratern mit Alt-Unternehmern sowie potenziellen Unternehmensnachfolgern ausgewertet wurden. Demnach steht der „Beruf Unternehmer/-in“ unter massivem Druck. So informierten sich im Jahr 2021 mit 2.159 im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 mit 4.302 nur noch halb so viele Personen, die ein Unternehmen übernehmen möchten, bei ihrer Industrie- und Handelskammer (IHK).

Das Nachfolgeinteresse hat insbesondere in den von Lockdowns betroffenen Branchen Handel und Gastronomie sowie bei kleinen Dienstleistungsunternehmen gelitten. Nicht so stark, aber dennoch deutlich gesunken, ist die Zahl der Alt-Inhaber auf Nachfolgesuche, die sich haben beraten lassen (2019: 7.227 Beratungen, 2021: 6.021 Beratungen). Damit verzeichnen die IHKs in ihren Beratungen mittlerweile fast dreimal so viele Alt-Inhaber auf Nachfolgesuche wie Personen, die ein solches Unternehmen übernehmen möchten. 

Ein Grund für den Rückgang auf beiden Seiten sind für die IHK-Berater vor allem die gestiegenen Unsicherheiten im geschäftlichen Umfeld. Viele Unternehmer hatten angesichts der Herausforderungen während der Pandemie um die Existenz ihres Betriebes gekämpft und ihre Nachfolgesuche auf Eis gelegt. Dem gegenübergestellt erhalten gut qualifizierte Nachfolgewillige angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels lukrative Angebote für abhängige Beschäftigungsverhältnisse und entscheiden sich daher häufiger gegen den „Beruf Unternehmer/in“. Dahinter steht aber ebenso mangelndes Interesse gerade bei jungen Menschen, mit einer Unternehmensfortführung stärker selbst ins Risiko zu gehen. Zusätzlich hemmt das wegen zunehmender Bürokratie und massiv steigender Gas- und Strompreise schwierige sonstige Umfeld die Bereitschaft zum unternehmerischen Engagement. Alle Inhalte des Reports finden Sie hier: DIHK-Report Unternehmensnachfolge 2022 

Da die aktuellen Faktoren den Prozess der Nachfolgesuche maßgeblich negativ beeinflussen, ist eine langfristige und detailreiche Planung umso wichtiger. So empfehlen die IHKs etwa einen regelrechten „Countdown“: Etwa drei bis zehn Jahre vor der geplanten Übergabe sollte der Inhaber bereits damit beginnen, das Unternehmen fit für die nächste Generation zu machen: Ist das Angebot zukunftsorientiert? Stimmen die Margen? Ist meine Produktion auf dem neuesten Stand? Muss ich neu investieren? Stimmt die Unternehmensorganisation? Habe ich die richtigen Zuliefer- und Finanzierungspartner? Die Suche nach dem geeigneten Nachfolger sollte schon drei Jahre vor der geplanten Übergabe erfolgen. Wenn das Unternehmen dann übergeben wird, sollte dieser Prozess spätestens zwölf Monate vorher beginnen. Bei der „Stunde Null“ gilt: Das Spannungsfeld der Interessen von Inhaber, Familie, Nachfolger und Unternehmen muss bestenfalls gelöst sein, damit alle Beteiligten zufrieden sind. Die Vorkehrungen hierfür sind lange vorher zu treffen. 

https://tinyurl.com/dihk-report-2022

Wie schwierig es sein kann, einen geeigneten Nachfolger zu finden, davon können auch einige Unternehmer unserer Branchen ein Lied singen. So etwa „Waffen Lux“, das Fachgeschäft für Jäger und Sportschützen in Heidelberg (wir berichteten in WM-Intern Juli-August 2022). Seinerzeit teilte uns das Inhaber-Ehepaar Reinhold Lux und Dorothée von Humboldt im Gespräch mit, dass sie mit einigen Interessenten gesprochen hätten. Doch: „Es reicht ja nicht allein, Freude am Schießen zu haben. Sicherlich ist es eine sinnvolle Voraussetzung, selbst Jäger oder Sportschütze zu sein. Doch darüber hinaus ist die Waffenhandelslizenz erforderlich.“ www.waffen-lux.de

Damit ist „Waffen Lux“ nicht allein. Und so kommt es bedauerlicherweise immer wieder zu endgültigen Schließungen alteingesessener Traditionsbetriebe und familiengeführter Fachgeschäfte. Dies zu verhindern, dafür können die IHKs mit Informationen und Beratungsgesprächen zum Nachfolgeprozess als erste Ansprechpartner hilfreich sein. Auf Nachfolgetagen und -seminaren informieren sie außerdem Senior-Unternehmer sowie Übernahmeinteressenten zu grundlegenden Fragen der Betriebsübergabe oder -übernahme. Da die persönliche Ansprache ein wichtiger Erfolgsfaktor ist, spielen auch verschiedene Foren wie etwa Nachfolger-Clubs eine Rolle. Und über die Unternehmensbörse „nexxt-change“ können Senior-Unternehmer und Übernahmeinteressenten zudem bundesweit recherchieren und dann via IHK den Kontakt zu möglicherweise passenden Personen aufnehmen. 

www.nexxt-change.org 

 

Eine Möglichkeit, sich frühzeitig auf eine Firmenübernahme vorzubereiten, ist die Beteiligung eines Partners – vielleicht sogar eines Mitarbeiters, der bereits im Unternehmen tätig ist. So können schon einige Jahre vor der geplanten Übergabe die Weichen gestellt werden. Mitarbeiter aus den eigenen Reihen kennt man schon und hat damit bereits eine gute gemeinsame Basis. Der Nachfolger kann so schon in alle Belange der Firma eingeweiht werden und Schritt für Schritt immer mehr Verantwortung übernehmen, sodass es nicht zu einem harten Bruch kommt, sondern ein geschmeidiger Übergang möglich ist. Darüber hinaus können fachkundige Unternehmensberater im Vorfeld der geplanten Unternehmensnachfolge möglicherweise nützliche Tipps geben. So beispielsweise Dipl.-Ökonom Volker Licht, der als erfahrener Coach und Berater Unternehmern Begleitung bei allen Fragestellungen zum Thema Nachfolge anbietet. 

Auch er mahnt an, die Weichen rechtzeitig zu stellen und verweist auf folgende sieben Aspekte, die für Unternehmer von großer Bedeutung sind: 

1. Für wen könnte mein Unternehmen interessant sein?

2. Ist mein Unternehmen jetzt schon fit für diese Zukunft?

3. Bin ich persönlich überhaupt bereit loszulassen?

4. Worauf kommt es mir in Zukunft besonders an?

5. Was mache ich, wenn ich persönlich nicht mehr das Ruder in der Hand halte?

6. Was ist das „Warum“ meines Unternehmens und wie hat es sich entwickelt?

7. Wer begleitet mich, das Unternehmen und die Nachfolger in eine gute Zukunft?

Porträt Volker Licht
Unternehmensberater Volker Licht berät seit vielen Jahren kleine und mittelständische Unternehmen. © Pastors

Über den Autor/in

Miriam von Chamier

Miriam von Chamier

Miriam von Chamier lebt als freie Redakteurin in der Nähe von Köln. Einer der Schwerpunkte ihres Schreibens liegt im Bereich Marketing und B2B. Darüber hinaus ist sie immer auf der Suche nach aktuellen und interessanten Themen, die es lohnen, darüber zu berichten.