Customschäfte: Individualität an der Schulter

„Der Lauf schießt, aber der Schaft trifft!“ Diese Jägerweisheit hat jeder Jagdscheinschüler und jede Jagdscheinschülerin bei der Schießausbildung gehört und danach noch einige Male, zum Beispiel beim Waffenkauf.
Bearbeitung eines edlen Holzschaftes mit Einlegearbeiten
© Rigby & Co.
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Customschäfte von Rigby & Co.

Und es stimmt: Liegt die Waffe nicht gut an, wird es schwer mit dem sicheren Schuss. Besonders wichtig ist dies beim intuitiven Schießen mit der Flinte, aber auch ein Büchsenschaft muss passen. Da kann es helfen, mehrere verschiedene Modelle auszuprobieren oder eben den Schaft seiner Lieblingswaffe anpassen zu lassen, sei es durch Kürzen oder Verlängern. Hat der Schütze keine 08/15-Anatomie, sprich: ist zum Beispiel besonders lang oder körperlich „besonders“, wird er um eine Anpassung kaum herumkommen. In der Regel reicht dann eine Kürzung oder Verlängerung oder ein Anpassen der Schaftbacke. Wenn man es aber ganz besonders passend haben möchte, geht eben auch ein komplett individuell zugeschnittener Schaft. Dabei macht es Sinn, persönlich beim Büchsenmacher bzw. Schaftbauer vorzusprechen und nicht nur Wunsch-Maße fernmündlich durchzugeben. Denn die Schaftmaße sind die eine Sache – die andere ist, dass auch die Sehachse passen muss. 

Vielleicht sucht ein Käufer auch die ganz spezielle Waffe für sich, ein besonders edles Teil – dann wird dieses mit einem Customschaft erst zu einer richtig runden und perfekten Einheit. Dies ist zum Beispiel der Fall bei Edelschmieden wie John Rigby & Co, London, erzählt Max Quigley: „Alle unsere London-Best-Büchsen und Rising-Bite-Büchsen und -Pistolen werden mit einem Customschaft angefertigt. Davon stellen wir pro Jahr circa 25 London Best und acht bis zehn Stück Rising Bites her. Zum Vergleich: Von den Highland Stalkern und den Big Games Rifles, die mit einem Standartschaft angefertigt werden, sind es circa 250 Stück pro Jahr. Unsere Kunden sind zu etwa 85 Prozent männlich. 

Ein Mann in einer Werkstatt bearbeitet den noch roh aussehenden Schaft eines Gewehres
© Rigby & Co.

Wir bieten Kunden mit kleineren Körpermaßen an, bei Verwendung von Standartschäften diese zu kürzen, was auch eine Option für Damen sein kann. Als Material verwenden wir ausschließlich türkisches Walnussholz. Unsere Kunden bestellen bei uns aus aller Welt – für das Abmessen eines Customschafts kann er oder sie entweder die Maße eines bereits gut sitzenden Schafts angeben. Die meisten unserer Kunden kommen jedoch während des Fertigungsprozesses, der bis zu vier Jahre dauern kann, zu uns nach London, um den Schaft optimal abzumessen.“

www.johnrigbyandco.com

Heribert Sendlhofer

Ein Mann mit Weidmannsheil in einer grünen Jagdumgebung
© Heribert Sendlhofer

Heribert Sendlhofer, weitgereister und erfahrener Jäger sowie penibler Schütze, merkt an: „Natürlich muss eine Waffe gut sitzen. Aber man sollte dies auch gerade bei der Büchse nicht überbewerten, denn meiner Meinung nach kommt es vor allem darauf an, wie ich die Waffe platziere, dass ich also eine stabile Unterlage habe – und wie ich mich selbst an der Waffe positioniere. Es gibt zum Beispiel immer noch Schützen, die beim Schuss eine Hand oben auf der Zieloptik ablegen.“

Der Schaft aus dem 3-D-Ducker

Eine Schießsport-Langwaffe mit rotem Schaft, der aus dem 3D-Drucker kommt
© Anschütz Sport

Vor zwei Jahren führte Anschütz Sport das Biathlongewehr 1827 F Bionic ein, für das ein 3-D-gedruckter Schaft verwendet wird, der individuell auf den Schützen angepasst werden kann. Benjamin Wirthgen von Anschütz berichtet: „Die Verkaufszahlen des Schaftes steigen stabil und wir konnten unser Zubehörprogramm ausweiten. Es gibt mittlerweile vier Griffe, vier Handstützen und zwei Handstopps im Standardprogramm. Der Vorteil des Bionic-Schafts aus dem 3-D-Drucker ist, dass bei der Anfertigung von Individualteilen diese sofort in die Serie übernommen werden können.“

Hier gibt es weitere Infos zum Anschütz 1827 F Bionic.

Über den Autor/in

Adina Riesenberg-Lietz

Adina Riesenberg-Lietz

Adina Riesenberg-Lietz lebt am südlichen Hang des Wiehengebirges. Dank einer handwerklichen Ausbildung als Fotografin hat die diplomierte Sportjournalistin fundiertes Know-how im Bereich Optik. Das Grüne Abitur 2006 lenkte das Interesse in die jagdliche Richtung.