100 Jahre Ziegenhahn & Sohn

Eine Geschichte der Handwerkskunst und Innovation
Historisches Foto des Firmengründers Alfred Ziegenhahn mit seiner Familie
Der Firmengründer Alfred Ziegenhahn mit seiner Familie. © Ziegenhahn & Sohn
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Handwerkstradition _ Das 100-jährige Jubiläum der Firma Ziegenhahn & Sohn markiert einen bemerkenswerten Meilenstein in der Geschichte dieses Familienunternehmens. 
In einer Zeit, die von bedeutenden historischen Ereignissen wie den beiden Weltkriegen und politischen Umwälzungen geprägt war, haben die Büchsenmacher über vier Generationen hinweg ihre Handwerkskunst bewahrt und weiterentwickelt.

Die Anfänge von Ziegenhahn & Sohn

Die Geschichte begann mit Alfred Ziegenhahn, der im Jahr 1875 im Südharz geboren wurde. Seine Leidenschaft für das Büchsenmacherhandwerk führte ihn im Jahr 1889 zu einer Lehre bei der renommierten Firma Schmidt & Habermann in Suhl. Dort wurden seine Fertigkeiten ausgebildet und er tüftelte an innovativen Patenten.

Alfred Ziegenhahn arbeitete hart und erhielt schließlich 1923 die Konzession zur eigenen Waffenherstellung. Zu seinen ersten Aufträgen gehörte der Umbau von Pistolen für die Reichswehr. In den folgenden Jahren produzierte er eine Vielzahl von Gewehren und Pistolen. Die Zusammenarbeit mit Heinrich Diem in Benshausen führte zur Schaffung des Warenzeichens „Zi-Di.“

Die Büchsenmacherwerkstatt in Suhl.
Ein altes Waffenbuch.

Eine Handwerksmanufaktur trotzt den Herausforderungen

Die politischen Veränderungen in Deutschland brachten ökonomische Herausforderungen mit sich, aber dank Flexibilität und strategischem Geschick überstand das Unternehmen diese unsicheren Zeiten. Die Büchsenmacher von Ziegenhahn & Sohn bewiesen ihre Fähigkeit, sich den wechselnden Bedingungen anzupassen und sich auf dem internationalen Markt zu behaupten.

Fritz Ziegenhahn und die Nachkriegszeit

Nach dem Tod von Alfred Ziegenhahn im Jahr 1946 übernahm sein Sohn Fritz das Unternehmen. In den Nachkriegsjahren, als die Waffenproduktion zum Erliegen kam, fand Fritz Ziegenhahn alternative Wege, um das Geschäft am Leben zu erhalten. So zeigt beispielsweise die Herstellung von Bandsägen und Sägeblättern, die nach einem Sturm, der riesige Mengen an Bruchholz verursachte, sehr gut nachgefragt wurden, ein Beispiel für seine unternehmerische Klugheit. Außerdem bot er einen Schleifservice an und sicherte damit das Überleben des Unternehmens. Fritz Ziegenhahn war Gründungsmitglied der Bühag (Büchsenmacher-Handwerksgenossenschaft) und begann 1952 wieder mit der Waffenproduktion. 

Rolf Ziegenhahn und die internationale Anerkennung

Rolf Ziegenhahn, Fritz’ Sohn, führte das Erbe fort. Als erfahrener Büchsenmachermeister und Patentinhaber trug er maßgeblich zur internationalen Anerkennung des Unternehmens bei. Seine Expertise in der Pistolenherstellung und sein Engagement in Büchsenmacher-Genossenschaften (Bühag) zeigten seine Leidenschaft für das Handwerk.

Rolf Ziegenhahn manövrierte die Firma durch die turbulente Wendezeit. So musst man sich auf neue gesetzliche Vorgaben, beispielsweise in Bezug auf Handelslizenz für Waffen und Munition einstellen. Aber auch die mangelnde Kenntnis der Marktwirtschaft – von eigenständiger Auftragsabwicklung über Materialbeschaffung bis zum Verkauf – stellten die Büchsenmacher vor große Herausforderungen. 

2009 feierte Rolf Ziegenhahn sein 50-jähriges Meisterjubiläum und erhielt den Goldenen Meisterbrief.

Jens Ziegenhahn mit seinem Vater Rolf vor einem Roll-up zum Jubiläum
Jens Ziegenhahn (links) mit seinem Vater Rolf.

Jens Ziegenhahn und die Fortführung des Erbes

Die nächste Generation, vertreten durch Jens Ziegenhahn, trat in die Fußstapfen seiner Vorfahren. 1990 legte er seine Meisterprüfung im Büchsenmacherhandwerk ab. Als Meisterstück fertigte er eine Seitenschloss-Doppelbüchse 8 x 57 IRS mit Doppelflinten Wechsellauf Kal. 20/76 an.

Durch den staatlichen Umbruch notwendig gewordenen Umstrukturierungen veränderte sich der Betrieb. Durch Erhöhung der Qualität der Erzeugnisse

unter starker Einflussnahme des Junior-Chefs und auch durch nunmehr zur Verfügung stehenden besseren Werk- und Hilfsstoffe, konnte sich der Betrieb in der Marktwirtschaft erfolgreich etablieren. Neben konventionellen Waffen werden auch Sonderausführungen hergestellt, z. B. Waffen für die Jagd in Afrika, auch auf die legendären „Big-Five“.

Mit einem starken Fokus auf Qualität und individuelle Anpassung setzte Jens Ziegenhahn die Tradition der Handwerkskunst fort. Die Firma Ziegenhahn & Sohn wurde zum Synonym für handgefertigte, maßgeschneiderte Jagdwaffen von höchster Qualität.

Handwerkskunst in der Moderne

In einer Zeit, in der die Technologie die Massenproduktion ermöglicht, bleibt die Firma Ziegenhahn & Sohn ihren handwerklichen Wurzeln treu. Jede Waffe wird nach den persönlichen Vorlieben und Anforderungen des Kunden gefertigt. Die Achtung vor der Tradition und das Streben nach Perfektion sind die Grundprinzipien dieser Manufaktur.

Die Herausforderungen des modernen Marktes mögen sich ändern, aber das Engagement für Qualität und Handwerkskunst bleibt unverändert. Ziegenhahn & Sohn wird weiterhin handgefertigte Jagdwaffen herstellen, die nicht nur funktionell, sondern auch ästhetisch ansprechend sind. Die Liebe zum Detail und die individuelle Anpassung werden weiterhin die Markenzeichen dieser traditionsreichen Manufaktur sein.

Mit 100 Jahren Erfahrung und einem Erbe der Handwerkskunst, das von Generation zu Generation weitergegeben wurde, ist Ziegenhahn & Sohn stolz darauf, eine der führenden Büchsenmacher-Manufakturen sowohl in Deutschland als auch weltweit zu sein. l.“

www.ziegenhahn.de

Über den Autor/in

Claudia Jahn

Claudia Jahn

Mein Aufgabenbereich umfasst die redaktionelle Leitung unseres Fachmagazins – print und digital. Die Inhalte für WM-Intern erstellt ein stetig wachsendes, hoch motiviertes Team aus freien Autorinnen und Autoren. Die Koordination dieses Teams ist für mich das Herzstück von WM-Intern. Von und mit der Arbeit in unserem Team lebt unser B2B-Insider-Magazin.