Sportliche Disziplinen: Kurzwaffe Groß- und Kleinkaliber

Beim sportlichen Schießen gibt es eine Vielzahl von Disziplinen und Varianten. Die engagierten Schießsportverbände entwickeln ihre Sporthandbücher und damit die Startmöglichkeiten für die angeschlossenen Schützen stetig weiter. Mit der nun gestarteten Serie „Sportliche Disziplinen“ möchten wir in unregelmäßiger Erscheinungsweise einige dieser Disziplinen vorstellen, die Ähnlichkeiten zwischen den unterschiedlichen Verbänden bei den technischen Anforderungen und der jeweiligen Umsetzung der Disziplin herausarbeiten und eine erste Orientierung beim Managen von sportlichen Bedürfnissen und der Auswahl des in Frage kommenden Sportgerätes bieten.
SigSauer P226 X5 auf hellgrauem Hintergrund
Die SigSauer P226 X5 als Vertreter der sportlich ausgestatteten Großkaliberpistolen. Mit ihr ist ein Start bei einer Vielzahl der aufgeführten Disziplinen möglich. @ Martin Schmelzer
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Beginnen wollen wir mit einem Blick auf die präzisionsorientierten Kurzwaffendisziplinen Groß- und Kleinkaliber, wozu alle Disziplinen mit nur einer Entfernung zum Ziel und einem starken Fokus auf die erzielten Ringe zählen sollen, bei denen der Schütze zumindest bei einem Teil des Programms ausreichend Zeit für einen präzisen Einzelschuss hat und auch die Anteile mit stark verringertem Zeitbudget primär präzisionsorientiert sind. 

Deutschen Schützenbund (DSB)

Dazu zählen beim Deutschen Schützenbund die Disziplinen 50 m Pistole, 25 m Pistole, 25 m Standardpistole und 25 m Zentralfeuerpistole, wobei die ersten drei Disziplinen mit Sportgeräten im Kaliber .22 lfb / .22 lr absolviert werden und die Zentralfeuerpistole eine Kalibervorgabe von 7,62 bis 9,65 mm hat. Da bei den vorstehenden Varianten ein einhändiger Anschlag vorgeschrieben ist, bietet es sich an, den Winkel des Griffes auf eben diese Anschlagsart abzustimmen, bzw. ihn bei der Auswahl der Waffe in die Entscheidungskriterien mit einzubeziehen. Außer bei der 50 m Pistole ist in allen Disziplinen ein Start mit Selbstladepistole oder Revolver möglich. Die Großkaliber-Disziplin 25 m Pistole / Revolver wird jeweils getrennt nach Pistole 9 mm Luger, Pistole .45 ACP, Revolver .357 Magnum und Revolver .44 Magnum durchgeführt und gewertet. Hier ist auch ein beidhändiger Anschlag zulässig. Außer bei der 50 m Pistole gibt es in allen Disziplinen technische Vorgaben für Gewicht, Abzugswiderstand und Lauf- und Visierlänge sowie bei einigen auch Vorgaben für die Abmessungen. Bei der Durchführung der Wettkämpfe kommen neben reinen Präzisionsserien mit ausreichend Zeit für den präzisen Schuss auch Elemente mit zum Teil knappen zeitlichen Vorgaben hinzu. 

www.dsb.de

Bund Deutscher Sportschützen (BDS)

Beim Bund Deutscher Sportschützen gibt es beim Präzisionsschießen in der Disziplinengruppe „25 m Kombi“ ebenfalls enge zeitliche Beschränkungen, es ist aber auch möglich, einen reinen Präzisionsdurchgang mit ausreichend Zeit zu schießen oder den innerhalb der Kombination geschossenen Präzisionsteil zusätzlich getrennt werten zu lassen. Die Disziplinen gliedern sich in beiden Fällen nach Pistole bis 9 mm, Pistole über 9 mm, Pistole Magnum bis / über .357 Mag., Revolver bis / über .38, Revolver bis / über .357 Mag., Dienst-Sportpistole / -revolver und freie Klassen für .22 lfb / .22lr mit und ohne optischer Visierung, .32 S&W long mit offener Visierung und eine freie Klasse mit einem Mindestkaliber von 7,62 mm, wobei in den freien Klassen Pistolen und Revolver gemeinsam gewertet werden. Ein grundsätzliches Erfordernis ist eine Magazin- oder Trommelkapazität von fünf Patronen und in allen Klassen gibt es technische Vorgaben für das Abzugsgewicht. Darüber hinaus gelten unterschiedliche Regeln für das Gewicht der Waffe und die Lauf- und Visierlänge. Bei Pistole und Revolver bis 9 mm gilt es zudem, den vorgeschriebenen Mindestimpuls zu beachten, der nicht bei allen Kalibern (mit Fabrikmunition) erreicht wird. Für die Disziplin Dienst-Sportpistole / -revolver liegt eine Positivliste mit zulässigen Waffen vor, die dort eingesetzt werden dürfen. 

www.bdsnet.de

Bund der Militär- und Polizeischützen (BDMP)

Auch beim Bund der Militär- und Polizeischützen (BDMP) gibt es eine Positivliste für Dienstpistolen und -revolver. Sie umfasst deutlich mehr und vom Modelljahr deutlich neuere Waffen als die entsprechende Liste beim BDS. In den entsprechenden Disziplinen Dienstpistole 1 und 2, Dienstrevolver 1 sowie den Disziplinen Single Action Revolver 1 und 2 (Kaliber .24 bis .455) werden drei Serien zu fünf Schüssen in jeweils fünf Minuten geschossen. Bei der Dienstpistole 3 kommen Pistolen mit Anschlagschaft (Achtung: hier gilt ebenfalls die erwähnte Positivliste) zum Einsatz, die Zeitvorgabe für die Serie wird dabei bis auf 60 Sekunden reduziert. In den Disziplinen Sportpistole 2 und 4 kommen Pistolen und Revolver in den Kalibern 9 mm Luger, Pistole .45 ACP, .357 Magnum und .44 Magnum zum Einsatz. Hier kann der Sportler wählen, ob er ausschließlich präzise schießen oder einige Serien mit stark verkürzter Zeit absolvieren möchte. War es in der bisherigen Betrachtung möglich, den Wettkampf im beidhändigen Anschlag zu bestreiten, schreiben die Disziplinen Sportpistole 1 und 3 den einhändigen Anschlag vor. Zum Einsatz kommen halbautomatische Pistolen und Revolver in den Kalibern .32 bis .455. Das Programm wird abgerundet durch die Disziplin Kleinkaliber-Kurzwaffe, in welcher Revolver und Pistolen mit einer Kapazität von mindestens sechs Patronen zum Einsatz kommen. Die besondere Vorgabe für die Pistolen ist hierbei, dass das Magazin im Griff sitzen muss, was die Auswahl der in Frage kommenden Modelle etwas einschränkt. Wie beim BDS gilt auch beim BDMP, dass man sich vor der Auswahl einer konkreten Waffe noch einmal detailliert mit den Regelungen zu Lauf- und Visierlänge, Gewicht und Abmessungen beschäftigen sollte. 

www.bdmp.de

Deutschen Schießsport Union (DSU)

Im Verband der Deutschen Schießsport Union liegen mit den Disziplinen K 24 und K 27 zwei weitere einschlägige Startmöglichkeiten vor. Gegenüber den Ausgestaltungen der anderen Verbände ist der Präzisionsteil mit fünf Schussserien a 60 Sekunden schon relativ knapp bemessen und die Zeitserien erfordern fünf Schuss in 20 Sekunden. Als Erweiterung des schießsportlichen Repertoires kommt hier zum Tragen, dass neben dem stehenden auch der kniende und liegende Anschlag, jeweils beidhändig, verlangt wird. Bei den technischen Vorgaben werden für Revolver und Pistolen folgende Kalibergruppen vorgegeben: Pistolen .22 Randfeuer, 9 mm Luger, .45 ACP, 9 mm – .38 – .40, .30, .357-.41 Magnum, .44-.499 Magnum und .50; sowie für Revolver .22 Randfeuer, .38 Special, .357 Magnum, .41-.44 Magnum, .44-.45, Super Magnum und .30-.32, wobei in den unterstrichenen Gruppen nur die in der jeweiligen Tabelle explizit genannten Kaliber verwendet werden dürfen. Weitere technische Vorschriften gibt es für die Lauflänge der Waffen und bei Pistolen muss der Verschluss nach dem letzten Schuss offenbleiben oder zumindest händisch arretierbar sein. 

www.d-s-u.de

Schon die Beschränkung auf das präzise Schießen offenbart ein weites Feld an Möglichkeiten. Dies gilt sowohl für denjenigen, der für das Sportgerät seiner Wahl die geeignete Disziplin zum Begründen eines Bedürfnisses sucht, wie auch für denjenigen, der sich für vorhandene Waffen zusätzliche Gelegenheiten zur Wettbewerbsteilnahme wünscht. Nachdem der Interessent sich einen groben Überblick verschafft hat, empfiehlt sich vor der finalen Kaufentscheidung oder der Anmeldung zum Wettkampf zumindest das detaillierte Studium des konkreten Abschnitts des Sporthandbuches.

Über den Autor/in

Martin Schmelzer

Martin Schmelzer

Martin Schmelzer … ist 48 Jahre alt. … ist Diplom-Kaufmann. … wohnt in Niedersachsen. … ist seit 2017 Sportschütze im BDS, Schwerpunkt Fallplattenschießen, Steel und IPSC. … ist seit 2019 Jagdscheininhaber.