Sportliche Disziplinen: Fallscheibenschießen

Beim sportlichen Schießen gibt es eine Vielzahl von Disziplinen und Varianten. Die engagierten Schießsportverbände entwickeln ihre Sporthandbücher und damit die Startmöglichkeiten für die angeschlossenen Schützen stetig weiter. Mit der Serie „Sportliche Disziplinen“ möchten wir in unregelmäßiger Erscheinungsweise einige dieser Disziplinen vorstellen, die Ähnlichkeiten zwischen den unterschiedlichen Verbänden bei den technischen Anforderungen und der jeweiligen Umsetzung der Disziplin herausarbeiten und eine Orientierung beim Managen von sportlichen Bedürfnissen und der Auswahl des in Frage kommenden Sportgerätes bieten.
Sportwaffe HRS mit Zielfernrohr
© Martin Schmelzer
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Bund Deutscher Sportschützen (BDS)

Beim Bund Deutscher Sportschützen (BDS) wird das Fallscheibenschießen als Disziplinengruppe innerhalb des Standardprogramms für Kurzwaffen, Büchsen und Flinten angeboten. Die Größe der Ziele unterscheidet sich. Für Kurzwaffen und Büchsen im Kaliber .22 lr / 5,6 mm kommen Scheiben mit einem Durchmesser von 15 cm zum Einsatz, beim Flintenschießen und den Großkaliberwaffen ist der Durchmesser 20 cm. Geschossen wird auf eine Entfernung von 25 m (15 m beim Flintenschießen) auf fünf Scheiben pro Durchgang. 

 

Bei der Disziplin „Fallscheibe Kurzwaffen“ erfolgt die Unterteilung nach Großkaliber Pistole, Revolver, Freie Klasse Pistole ab .30 / 7,62mm, Freie Klasse Revolver ab .30 / 7,62mm und Pistole mit Anschlagschaft, jeweils mit offener und optischer Visierung. Letztere ist auch in den beiden freien Klassen möglich, so dass den jeweiligen Präferenzen des Schützen vielfältig Rechnung getragen werden kann. Im Kleinkaliberbereich werden Startmöglichkeiten in den Disziplinen Freie Klasse Pistole .22 lr / 5,6 mm offene Visierung, Freie Klasse Revolver .22 lr / 5,6 mm offene Visierung, Freie Klasse Pistole .22 lr / 5,6 mm mit beliebiger Optik, Freie Klasse Revolver .22 lr / 5,6 mm mit beliebiger Optik und Freie Klasse Pistole .22 lr / 5,6 mm Anschlagschaft mit optischer Visierung angeboten. Außer bei den Anschlagschäften, die wie eine Langwaffe gehandhabt werden, ist ein beidhändiger Anschlag erlaubt und aufgrund der Dynamik auch sinnvoll. 

Beim Langwaffenschießen kommen Selbstladeflinten und Repetierflinten, jeweils getrennt nach offener und optischer Visierung, Doppelflinten getrennt nach mit Ejektor / ohne Ejektor und Büchsen zum Einsatz, wobei letztere unterschieden werden in Selbstladebüchsen für Kurzwaffenpatronen (offene Visierung / optische Visierung), Unterhebelrepetierer für Kurzwaffenpatronen (offene Visierung / optische Visierung), Selbstladebüchsen Kleinkaliber (offene Visierung / optische Visierung) und Unterhebelrepetierer Kleinkaliber (offene Visierung / optische Visierung). Anstatt eines Unterhebelrepetier- kann jeweils auch ein Vorderschaftrepetiersystem eingesetzt werden, wobei hier die Auswahl der am Markt verfügbaren Modelle deutlich reduziert ist. Die Startposition bei den Langwaffen ist der sogenannte jagdliche Anschlag. 

Allen Fallplattendisziplinen beim BDS ist gemeinsam, dass das zur Verfügung stehende Munitionskontingent um ein bis elf Patronen (je nach Disziplin) größer ist als die Anzahl der Ziele, so dass durch die Möglichkeit, Fehlschüsse auszugleichen, eine hohe Dynamik entsteht. Da die Ziele für eine Wertung umfallen und liegen bleiben müssen, sollte bei der Auswahl von Langwaffenmunition darauf geachtet werden, dass die Platten nicht durch einen Überschuss an Auftreffenergie aus der liegenden Position zurückspringen und gegebenenfalls erneut beschossen werden müssen. 

www.bdsnet.de

Bund der Militär- und Polizeischützen (BDMP)

Beim Bund der Militär- und Polizeischützen (BDMP) nennen sich die Fallplatten-Disziplinen Action Target Plates. Die Sportordnung sieht im Kurzwaffenbereich für Großkaliber (das Mindestkaliber ist hier 9 mm /.38 Special) zunächst zwei offene Klassen (jeweils Pistole und Revolver und der Option für optische Visierungen und umfangreiche Tuningmaßnahmen), die Metallic Klasse (Pistole oder Revolver mit offener Visierung und eingeschränkten Modifikationsmöglichkeiten), die Production Klasse (Pistolen und Revolver mit offener Visierung, es dürfen nur seriennahe Waffen mit wenigen, explizit aufgeführten Änderungen eingesetzt werden) und eine Production Optics Klasse (Pistolen und Revolver analog zur Production Klasse, aber mit der Möglichkeit eine optische, nicht vergrößernde Visierung zu verwenden) vor. Im Kleinkaliberbereich gibt es der vorstehenden Aufzählung entsprechende Klassen im Kaliber .22 lr sowie explizit die Möglichkeit, auch mit Großkaliberwaffen mit KK-Wechselsystem zu starten. 

Darüber hinaus eröffnet das Sporthandbuch die Möglichkeit, bei der Ausschreibung eines Wettkampfes diesen auch auf andere Waffengattungen, die innerhalb der Sportordnung des BDMP geschossen werden, zu erweitern. Geschossen wird in allen Kalibern auf Fallplatten mit einem Durchmesser von 20,32 cm (8 Zoll), bei den Kleinkaliber-Disziplinen muss die Platte aber nicht umfallen, sondern nur getroffen werden. Die möglichen Startpositionen sind entweder der Start mit geholsterter Waffe oder aus der 45-Grad-Vorhalteposition. Dies kann ebenfalls in der Ausschreibung festgelegt werden. Bei der Entfernung zum Ziel sind zwei Optionen vorgesehen: Wenn auf 25 Meter geschossen wird, hat der Schütze nur so viele Patronen zur Verfügung, wie es Fallplatten gibt (fünf oder sechs). In der Disziplin Action Target Plates Mehrdistanz (auf 10, 15 und 25 Meter) stehen für jedes Ziel zwei Patronen zur Verfügung, wovon aber immer nur jeweils die Hälfte geladen werden darf und ein Nachladevorgang vorgeschrieben ist, bevor die letzte Fallplatte beschossen wird. 

Bei der Erweiterungsmöglichkeit um weitere Waffengattungen muss immer im Auge behalten werden, dass die verwendeten Ziele aus Stahl sind und die Energie des vorliegenden Kalibers aushalten müssen. Aufgrund der Gefahr von zurückprallenden Splittern muss auch ein zum Kaliber passender Abstand zum Ziel eingehalten werden. Dies ist bei der Verwendung von Langwaffen in Kurzwaffenkalibern erfahrungsgemäß unproblematisch, und so nennt der Langwaffenteil des Sporthandbuchs unter der Disziplin Sports Carbine Falling Plates diese halbautomatische Langwaffen in einer weiteren Fallscheibendisziplin. Für die fünf Ziele stehen maximal acht Patronen zur Verfügung, so dass der eine oder andere Fehlschuss durchaus ausgeglichen werden kann. Es sind nur offene Visierungen und keine Mündungsbremsen und Kompensatoren zugelassen, aber es gibt mit der Disziplin Sports Carbine Falling Plates Optical Sight auch eine Variante, wo dies und darüber hinaus nicht vergrößernde optische Visierungen zugelassen sind. 

www.bdmp.de 

Vom Fallscheibenschießen zum dynamischen Schießen

Das Fallscheibenschießen ist ein interessanter Ansatzpunkt für den Sportschützen, um sich, ausgehend von guten Fähigkeiten im präzisen Schießen, dem Feld der dynamischen Disziplinen zu nähern. Auf Schießständen, die nicht für die Verwendung von Stahlzielen freigegeben sind, besteht im Training die Möglichkeit, selbstverschließende Kunststoffziele als Ersatz zu verwenden. Für diejenigen, die sich eine erstmalige Wettbewerbsteilnahme im Bereich des Fallscheibenschießens vorstellen, empfiehlt sich vor der Anmeldung zum Wettkampf das detaillierte Studium des konkreten Abschnitts des Sporthandbuches und der Austausch mit erfahrenen Wettkampfschützen.

Über den Autor/in

Martin Schmelzer

Martin Schmelzer

Martin Schmelzer … ist 48 Jahre alt. … ist Diplom-Kaufmann. … wohnt in Niedersachsen. … ist seit 2017 Sportschütze im BDS, Schwerpunkt Fallplattenschießen, Steel und IPSC. … ist seit 2019 Jagdscheininhaber.