Messerporträt: Ein dekonstruiertes Seglermesser

Ich muss gestehen, ich habe ein wenig gebraucht, um das abgebildete Messer von Stefan Steigerwald zu verstehen und die Verbindung zu so genannten Seglermessern (kurz = SM) herzustellen.
Link: Camillus „Marlinspike“ Serienmesser / rechts: Steigerwald Einzelstück.
Links das Camillus „Marlinspike“ Serienmesser und rechts das Steigerwald Einzelstück. © Christoph Daim
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Das liegt nicht nur daran, dass ich wasserscheu und Nicht-Segler bin, sondern auch daran, dass bei dem hier gezeigten Messer zwar wichtige Elemente eines SM verwendet, dafür genauso wichtige aber weggelassen wurden. Aber von Anfang an: Das Besondere an einem SM ist neben einer Klinge ein sogenannter Marlspieker, ein spitzes, abgerundetes Werkzeug, um festgezogene Knoten in Seilen zu lösen. Weil das Lösen dieser Knoten oft viel Kraft erfordert, ist dieses Werkzeug mit einer extra starken Feder gesichert, die über einen Hebel betätigt wird. Im Gegensatz dazu ist die Klinge eines SM oft nur eine einfache Slipjoint-Konstruktion (im hier rechts gezeigten Beispiel ist sie per Linerlock gesichert). Was macht das Steigerwald-SM nun so besonders? Es zeigt nicht nur eine ungewöhnliche und attraktive Materialkombination aus farbigem Raffir-Griff-material und Bronze-Monturen, die sich sehr schön von der schwarzen DLC-beschichteten Klinge und den Backen aus D2-Stahl abheben. Darüber hinaus verwendet es eben die Arretierung, die eigentlich für den Marlspieker gedacht ist für die Klinge und lässt dieses entscheidende Werkzeug einfach weg – dadurch wird es zu einem eigenständigen, interessanten „Hybridmesser“.

Über den Autor/in

Christoph Daim

Christoph Daim

Christoph Daim ist Messermacher und Mitglied der Deutschen Messermacher Gilde (DMG). Außerdem schreibt und moderiert er und hält Vorträge zu verschiedenen Themen, über Messer und darüber hinaus. In Messern sucht er das Besondere, Kunstvolle und Interessante. Darüber schreibt er für WM-Intern. www.viennablade.com www.deutsche-messermacher-gilde.de