Fragen an Ken: Wer, was, warum?

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Porträt Ken Smith
Kenneth Smith: „Wenn sich jemand über ein politisches Video aufregt, habe ich mein Ziel erreicht. Dieser Follower oder Zuschauer hat angefangen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.“ © Ken Smith

In dieser Serie von Beiträgen stellen wir die aktiven Unterstützer der VDB-Fördermitgliedschaft vor. WM-Intern möchte wissen, wer diese Blogger und Influencer sind und welchen Sinn sie darin sehen, den VDB mit dem Aufbau einer neuen Waffenlobby zu unterstützen. In dieser Ausgabe beginnen wir mit Kenneth Smith. Ken ist YouTuber, der mit seinem Kanal gunvlog in den letzten Monaten die Initialzündung zum Aufbau der Fördermitgliedschaft im VDB ausgelöst hat.

WM-Intern: Wie ist deine Verbindung zum privaten Waffenbesitz? Seit wann besitzt du Waffen und was machst du damit?

Meine Verbindung zum Waffenbesitz? Naja ich bin Ami, da liegt mir das quasi im Blut … Spaß beiseite, ich habe von Mitte bis Ende der 1990er für einen privaten Sicherheitsdienst gearbeitet und dort auch Waffendienste absolviert. Das Schießen hat mir da schon Spaß gemacht, aber als ich das damalige Unternehmen verieß, habe ich bis Vatertag 2007 nicht mehr geschossen.An besagtem Vatertag hat meine Frau den Fehler gemacht – ja sie bereut ihn zutiefst – mich mit einem Arbeitskollegen mitzuschicken. Ich wusste nichts davon, dass er mit einem Verwandten auf den Schießstand gehen wollte. Erst als wir damals vor dem Schützenhaus des Usinger Schützenvereins parkten, da habe ich verstanden, wo wir sind und was wir machen werden. Das war quasi der Anfang vom Ende … 🙂 Und meine Frau ist 100 Prozent selber schuld, worüber ich mich noch heute immer wieder scheckiglachen kann.

WM-Intern: Gibt es einen speziellen Grund, warum du YouTube für deine Aktivitäten ausgewählt hast?
Du hättest doch auch technisch weniger aufwendige Medien wie einen Blog oder Podcast wählen können.

In der Tat, das ist eine interessante Frage! Als ich also 2007 mit dem Schießen anfing und einer SLG im BDMP beitrat, begann ich damit, auf YouTube nach deutschen Videos zu suchen, die mit dem Thema Waffen und Sportschießen zu tun haben. Fündig wurde ich nicht wirklich. Fast alles, was ich fand, war aus den USA. Auch wenn ich Englisch – ok, Amerikanisch mit einem schwarzeneggerischen Akzent – fließend spreche, fand ich das schon etwas schade. Nachdem ich dann 2008 meine erste WBK erhalten hatte und somit meine erste Kurzwaffe erwarb, eine CZ75 von 1985, habe ich meinen ersten YouTube-Kanal aufgemacht. Dieser lief aber nicht so toll und somit habe ich ihn wieder gelöscht, bis ich dann 2011 den Kanal Deutsche Schützen, heute „gunvlog“, neu aufgebaut habe.

Warum YouTube? Nun, ich bin nicht der Schreiber vor dem Herrn und aus meiner Sicht kann man vieles, was mit Schießen und dem Schießsport zu tun hat, nicht wirklich auf Papier darstellen. Da ist das bewegte Bild effektiver und wesentlich anschaulicher.

Porträt Ken Smith
Aufnahme bei einem Videodreh zu einem Video. Geschossen wurde EPP Station 1 im BDMP © Screenshot Ken Smith

WM-Intern: Wie bist du dazu gekommen, politische Filme für deinen Channel zu machen? Viele lehnen das ja ab und konzentrieren sich lieber auf Fachthemen wie Waffensysteme, Schießtechnik und gegebenenfalls noch Locations oder Events zum Thema Schießen. Warum packst du dieses heiße Eisen an?

Ja, das Thema Politik ist, auf Deutsch gesagt, zum Kotzen! Es reibt auf, es frustriert, es laugt aus und es demotiviert. Aber irgendjemand muss es ja machen, so blöd das klingt. Ich versuche, auf meinem YouTube-Kanal möglichst viele Themen abzudecken. Ob Schießtechnik, schießsportliche Disziplinen, hier primär vom BDMP, Waffenvorstellung, Waffentechnik und Produktvorstellungen und -reviews. Es ist alles vorhanden und es macht mir Spaß. Leider ist es aber auch so, dass der deutsche Waffenbesitzer kein sonderlich großes Interesse an den Themen abseits der politischen hat, was man deutlich an den Zugriffszahlen der Videos sehen kann. Somit lande ich „leider“ immer wieder bei den politischen und/oder waffenrechtlichen Themen.

Warum ich das heiße Eisen anpacke, ist recht einfach, wie du sagtest: Es macht kaum ein anderer! Wir haben aber ein sehr großes Problem und das ist ein eklatanter Informationsmangel bei den Waffenbesitzern selbst. Viele bekommen nicht mit, was die Politiker in Bezug auf das Waffenrecht machen. Die Verbände, die letztlich die meisten Mitglieder in sich vereint haben, verschicken selten oder gar keine Infos an ihre Mitglieder, obwohl ein Newsletter absolut machbar und sinnvoll wäre. Manche Verbände wachen langsam auf und scheinen erkannt zu haben, dass „weiter wie bisher“ weder mittel- noch langfristig gutgehen wird. 

Auch werden in den Vereinen kaum Informationen verbreitet. Gerade letzte Woche hat mich ein netter älterer Herr angerufen, Mitglied in der Deutschen Schießsport Union (DSU), der sich beklagt hat, dass sein Vereinsvorstand sich weigert, einen Newsletter mit aktuellen Informationen zu den Vorhaben der Regierung in Bezug auf das Waffenrecht an seine Mitglieder zu verschicken. Grund: „Das ist zu politisch!“.

Und genau diese Haltung ist einer der Gründe, weshalb ich noch immer diese Themen behandele.

WM-Intern: Politische Botschaften sind oft komplex und polarisierend. Befürchtest du nicht, mit deinen Botschaften Menschen aus deiner Reichweite zu verlieren, die einfach nur ihr Hobby pflegen wollen und sich nicht noch in ihrer Freizeit mit den leidigen Gesetzen und Beschränkungen herumärgern möchten?

Ganz im Gegenteil, durch die letzten politischen Videos habe ich über 2.000 neue Abonnenten gewinnen können – Tendenz steigend. Wichtig für mich ist dabei nur, dass ich keine politische Partei ergreife. Ich spreche mich nicht für eine bestimmte Partei aus, wenn, dann nur gegen eine, wie im Fall der Partei Bündnis 90/Die Grünen. Ich möchte dazu animieren, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und dabei muss ich teilweise auch einen oder auch zehn Finger sehr tief in die Wunde stecken, um die Botschaften zu transportieren und sie an die Frau und den Mann zu bringen. Wenn sich jemand über ein politisches Video oder politisches Thema aufregt, habe ich mein Ziel erreicht. Dieser Follower oder Zuschauer hat angefangen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.

WM-Intern: Mit deinen Videos zum VDB und zur neuen „Waffenlobby“ scheinst du ja einen Nerv in der Szene getroffen zu haben. Jedenfalls wachsen die Zahlen der Fördermitglieder erheblich, seit die Waffenbesitzer von dir in einfachen, klaren Worten erfahren, warum und wieso es notwendig ist, eine Interessenvertretung über den eigenen Schießsportverein oder Verband hinaus zu haben. Trotz dieses Zuwachses auf zuletzt knappe 2.000 Förderer ist das Gewicht dieser Lobby immer noch sehr gering. Wie vermittelst du den Waffenbesitzern, dass es noch ein langer Weg sein wird, bis wir so überzeugend organisiert sind, um in die Nähe einer Chance zu kommen, politisch etwas zu erreichen?

Ob ich einen Nerv getroffen habe, das weiß ich nicht, aber ich konnte einige dazu bewegen, sich dem VDB als Fördermitglied anzuschließen. Finde ich richtig gut!

Ich habe den Eindruck, dass sich gewisse Strukturen so derart verfestigt haben, dass sich unsere Lobbyvertreter, wenn wir welche haben, festgefahren haben.

Die allseits angepriesene „Hinterzimmer-Politik“ ist in meinen Augen ein Grund dafür, warum wir seit Jahren mit dem Rücken an der Wand stehen und in der Situation des Reagierens gefangen sind. Nach jeder Novelle haben wir ein Stück der Salami verloren und bald ist die Salami komplett weg. Bedeutet, wir müssen einen anderen Weg beschreiten, um unser Ziel zu erreichen. Die schießsportlichen Verbände können „nur“ die Interessen der schießsportlichen Verbände vertreten, die Jagdverbände dagegen „nur“ die Interessen der Jäger usw. Das ist ein Problem und lässt uns alle an einem fast leeren Tropfbeutel hängen. Durch die aktuelle Gesetzgebung, die seit den 1970ern nur einen Weg kennt, immer restriktiver, hat die Politik sehr geschickt das berühmte Spiel „Teile und herrsche“ mit uns gespielt und einen großen Keil zwischen die einzelnen Fraktionen getrieben. Diesen Keil können weder die schießsportlichen Verbände noch die Jagd- oder Sammlerverbände entfernen, da sie an ihre Satzungen gebunden sind. Ergo brauchen wir eine Vertretung, die diese Bindung nicht hat und da sehe ich im VDB das Potenzial, alle Waffenbesitzer in sich zu vereinen. Alleine schon durch das Händlernetzwerk. Dadurch kann erstmalig für alle Waffenbesitzer, egal ob Sportschütze, Jäger, Waffensammler, Airsoftler, Paintballer, Bogen-/Armbrunstschütze oder Messerfan, gesprochen werden, sofern sich auf den einen gemeinsamen Nenner konzentriert wird: den legalen Waffenbesitz!

Ja, es gibt andere neutrale Interessengemeinschaften (IG), die allesamt auch ihre Berechtigung haben. Ich persönlich fühle mich dort aber nicht gut aufgehoben. Und ganz wichtig: Es fehlt in meinen Augen bei den anderen IGs der Wunsch nach einer aktiven Mitarbeit der Fördermitglieder.

WM-Intern: Wenn du dir etwas wünschen könntest: Wie würde ein faires Waffenrecht für Deutschland aussehen beziehungsweise welche Eckpunkte müsste ein solches Waffengesetz auf jeden Fall haben?

Ich habe nur einen einzigen Wunsch! Bevor es um irgendwelche Erleichterungen gehen kann, muss sich die Politik von Ideologien bei der Gesetzgebung befreien und zu einer rein auf Fakten und Tatsachen basierenden Gesetzgebung finden. Etwas zu verbieten, nur weil man etwas nicht mag, ist keine Politik, sondern fast schon diktatorische Willkür. Noch haben wir aber eine Demokratie in Deutschland und in einer Demokratie geht alle Macht vom Volke aus. Das bedeutet, die Politiker arbeiten für uns, den Souverän, sie herrschen nicht über uns. Man bekommt aber zunehmend den Eindruck, dass sie genau das wollen, über uns herrschen und hier muss wieder der Pfad in die Demokratie beschritten werden, sonst wird ein Waffenverbot, wie von den Grünen gefordert, das geringste unserer Probleme sein.

Ich kann daher jedem nur ans Herz legen: Lest euch die Wahlprogramme der einzelnen Parteien durch, schaut auf das, was sie in der Vergangenheit gesagt und getan haben und entscheidet dann, wo ihr euer Kreuz am Wahltag setzt. Ihr müsst euch im Klaren sein, im Fall der Grünen – denn hier sehe ich eine Gefahr auch durch diverse Kommentare aus den Reihen der Jäger – sollten  die Grünen es tatsächlich bis ins Kanzleramt schaffen, werden sie bei den Sportschützen nicht stoppen. Nach den Sportschützen werden sie genauso den Jägern und Waffensammlern das Leben schwer machen und den privaten legalen Waffenbestand sukzessive reduzieren, bis nichts mehr übrig ist. Das wird am Ende Arbeitsplätze kosten, Ehrenämter vernichten und Vereine zum Schließen zwingen. Dann wird das sportliche Schießen Geschichte sein und aus der Jagd eine reine Schädlingsbekämpfung mit folkloristischen Anklängen.

Über den Autor/in

Roland Zobel

Roland Zobel

Mein Aufgabenfeld umfasst die aktive Mitarbeit in der Redaktion sowie die Vermarktung von WM-Intern. Dabei nimmt die wirtschaftliche und konzeptionelle Entwicklung des Projektes großen Raum ein. Zusammengefasst kann man sagen, dass ich an einer Schnittstelle zwischen den Redaktionen arbeite. Als Jäger, Sportschütze, Hundeführer und Reiter lebe ich, womit ich mich beruflich befasse.